Technologie

«Es gibt sehr viele Apple-Fans in der Schweiz»

Text: Marco Zysset
Fotos: PD Starface
Jürgen Signer ist Geschäftsführer der Starface GmbH. Mit ihren Lösungen für Internetbasierte Business-Kommunikation für Unternehmen jeder Grösse muss sie im harten internationalen Konkurrenzkampf bestehen.

Herr Signer, warum müssen wir heute eigentlich übers Internet telefonieren?

Jürgen Signer: Weil das Internet heute sowohl kostengünstig als auch stabil funktioniert. So wie die TelefonLösungen, die wir von früher kennen. Nur: Im Internet stehen uns neben der Telefonie viele zusätzliche Dienste zur Verfügung.

Aber man muss dauernd online sein?

Jürgen Signer: Richtig. Auch alle, die klassisch telefonieren wollen, müssen mit einem Netz verbunden sein. Gerade in der Schweiz ist das Internet praktisch flächendeckend für alle Menschen verfügbar. Und Corona hat gezeigt, dass das mobile Büro technisch genau so gut funktioniert, wie das «normale» telefonieren.

Nun liest man aber immer wieder von Datenlecks und florierender Internet-Kriminalität. Ist das überhaupt sicher?

Jürgen Signer: Auch Datenleitungen älterer Technologie können abgehört werden, so gesehen gibt es keinen Nachteil, wenn man übers Internet kommuniziert. Und mit der Frage des Datenschutzes müssen wir uns ohnehin intensiv auseinandersetzen.

Sie haben von zusätzlichen Diensten gesprochen. Woran denken Sie konkret?

Jürgen Signer: Das Schlagwort heisst «Unified Communications». Es beschreibt den Anspruch, sämtliche Kommunikationsmöglichkeiten – Messengerdienste, Chat, Telefonie, Videooder Konferenzdienste – auf einer einzigen Oberfläche aus einer Hand der Kundschaft zur Verfügung zu stellen.

Und das alles kriege ich bei Starface?

Jürgen Signer: Ja. Unser Anspruch ist, Businesskommunikation so einfach wie möglich zu gestalten, insbesondere für mittelständische Unternehmen.

«Es gibt in Europa zahlreiche Firmen, die technologisch zu den besten der Welt gehören.»
Jürgen Signer

Aber warum sollte ein Dachdecker Videotelefonie brauchen?

Jürgen Signer: Wenn Sie zum Beispiel mit einer Architektin einen Plan besprechen wollen, können Sie das heute womöglich via Videotelefonie erledigen, ohne dass der eine oder die andere eine lange Anreise auf sich nehmen muss. Was aber ganz wichtig ist: Diese Kommunikationsplattformen bieten Möglichkeiten. Niemand muss alle nutzen. Bei uns sind beispielsweise neben der Telefonie schon Funktionen wie Chat-, Konferenz-Tool und Videoconferencing standardmässig inbegriffen.

Die Telekommunikation hat sich in den letzten Jahren rasant verändert. Ist da ein Ende in Sicht?

Jürgen Signer: Im Gegenteil. In den letzten Jahren haben mehr und mehr Firmen ihre Kommunikationsinfrastruktur in die Cloud verlegt. Heute verzichtet die Hälfte unserer Neukunden darauf, vor Ort Hardware zu installieren. Vor wenigen Jahren lag der Anteil bei 15 Prozent. Und: Mit Künstlicher Intelligenz wie sie heute mit Tools wie ChatGPT von sich reden macht, kommt schon das nächste grosse Ding auf uns zu.

Aber wie kann mir künstliche Intelligenz bei der Kommunikation helfen?

Jürgen Signer: Chatbots können schon heute einfache Anfragen selbständig beantworten und für komplexere Fälle die Verbindung zu Menschen herstellen, die Hilfestellung leisten können. Ein anderes Einsatzfeld sind zum Beispiel Echtzeitübersetzungen von Telefongesprächen. Sie sprechen Deutsch, die Person am anderen Ende der Leitung spricht Englisch und eine Software übersetzt live.

Kann da ein europäisches KMU mit den Giganten aus den USA und China mithalten?

Jürgen Signer: Ja, auf jeden Fall. Wir überlegen uns ganz konkret, in welche Felder wir demnächst einsteigen wollen.

Haben Sie schon Ideen?

Jürgen Signer: Ideen sind auf jeden Fall vorhanden. Zentral ist jedoch, dass ein neues Hilfsmittel der Kundschaft im Alltag tatsächlich dient. Und dass es einfach zu bedienen ist.

Jürgen Signer war zunächst Deutschlandchef von Aastra und anschliessend als Geschäftsführer von Mitel Deutschland tätig.

Vor seinem Wechsel zu Aastra war er viele Jahre in leitender Stellung bei Siemens Enterprise Communications (heute: Unify) und der Siemens AG tätig und verantwortete zuletzt als Senior Vice President und Mitglied der Geschäftsleitung den gesamten Vertrieb in Deutschland. (PD)

Vielseitig und bunt: Der Starface-Vertriebspartner-Event in Rust, DE.

Trotzdem: Die Musik in Sachen Digitalisierung spielt in Übersee.

Jürgen Signer: China ist vor allem in Sachen Hardware stark und damit auch in Europa präsent. Bei der Bürosoftware ist Microsoft unangefochten die Nummer eins – und nutzt natürlich seine Office365-Plattform, um auch Kommunikationslösungen anzubieten.

«Bei Diensten von Firmen, die nicht in Europa beheimatet sind, ist man nicht immer sicher, ob die Zugriffe tatsächlich genauso geregelt sind, wie sich das die Kundschaft wünschen würde.»
Jürgen Signer

Kann Europa da mithalten?

Jürgen Signer: Es gibt in Europa zahlreiche Firmen, die technologisch zu den besten der Welt gehören. Starface und andere Unternehmen bieten Lösungen an, die sich nicht zu verstecken brauchen. Unternehmen müssen sich derweil stets die Frage stellen, ob sie ihre Daten bei Firmen lagern, die dem europäischen Datenschutzrecht unterstehen, oder irgendwo sonst auf der Welt. Gerade in der Schweiz und Deutschland spüren wir in dieser Hinsicht ein starkes Bewusstsein.

Wo liegt denn der Unterschied, wenn ich meine Daten auf den Servern eines US-Unternehmens speichere, der aber in Europa steht, oder einem europäischen Unternehmen?

Jürgen Signer: Europäische Firmen, die ihre Daten in Servern in EU-Ländern aufbewahren, unterstehen einem strengen Datenschutzrecht. Der EUSchutz geht sogar noch weiter, als jener der Schweiz. Bei Diensten von Firmen, die nicht in Europa beheimatet sind, ist man nicht immer sicher, ob die Zugriffe tatsächlich genauso geregelt sind, wie sich das die Kundschaft wünschen würde.

Gibt es neben den rechtlichen Aspekten auch andere Unterschiede zwischen dem europäischen und dem Schweizer Markt?

Jürgen Signer: Mobilität ist in der Schweiz sehr stark nachgefragt. Es gibt viele Pendler, die darauf angewiesen sind, dass die Kommunikation mit mobilen Geräten nahtlos in die Firmeninfrastruktur eingebunden ist. Weiter stellen wir fest, dass es ganz viele Apple-Fans gibt in der Schweiz. Deshalb muss eine Kommunikationsinfrastruktur auch im MacOS einwandfrei funktionieren. Und auch die Affinität zur Cloud ist in der Schweiz sehr hoch – wenn auch noch nicht ganz vergleichbar mit den Niederlanden oder England, die in dieser Hinsicht Vorreiter sind.

Die Starface GmbH in Karlsruhe (DE) verfolgt seit der Gründung 2005 das Ziel, Businesskommunikation und Kollaboration am Arbeitsplatz so einfach und komfortabel wie möglich zu gestalten. Starface entwickelt mehrfach ausgezeichnete Lösungen, die sich auf allen gängigen Endgeräten und Betriebssystemen wiederfinden. Aktuell beschäftigt die Firma gut 160 Personen. (PD)

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